Sabine Folie, Foto: VOGUS
Hintergrund: Installation von Klaus Scherübel, Cranach‘s Holy Productivity VOL. 28, 2024
Liebe Freund_innen der Kunstsammlungen der Akademie!
Wie im September angekündigt, möchte ich Sie gerne über die Vorhaben der Gemäldegalerie im kommenden Jahr informieren.
Bis zum 16. Februar haben Sie noch die Möglichkeit in Die Sammlung betrachten & Cranach’s Holy Productivity An Insert by Klaus Scherübel eine raumgreifende Installation in den Räumlichkeiten der Gemäldegalerie zu sehen. Klaus Scherübel setzt sich darin mit dem Gemälde Die Heilige Sippe (1510–1512) von Lukas Cranach d. Ä. auseinander.
Ab März beschäftigt sich die vom Zeichner und Bildhistoriker Alexander Roob kenntnisreich zusammengestellte Schau Die Pfeile des wilden Apollo. Klopstockkult & Ossianfieber mit einer Schwellenzeit zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert und gibt Einblicke in eine Periode des Widerstreits zwischen Aufklärung und Gegenaufklärung. „Jahrzehnte vor der französischen Revolution kam es in Ära der Aufklärung zu einem abrupten Einbruch des Irrationalen, der sich in überschwänglichen Gefühlsäußerungen und einer gebrochenen, heroisch-introspektiven Kunstauffassung äußerte“, schreibt der Kurator.
Es ist kein Zufall, dass sich die Kunstsammlungen nach der Ausstellung History Tales wieder einer geschichtsträchtigen Zeit zuwenden, die von der Reaktion auf den „Terror der Vernunft“ der Aufklärung geprägt ist – mit religiösem Fanatismus, Aberglauben, Nationalmythik und -mystik, Projektionen von Ursprungs- und Gründungsmythen bis hin zur Erfindung von solchen. Gerade im Spiegel unserer Zeit erscheint eine Reflexion über Gründe und Entwicklung der Exaltation der Emotionen, der Extreme und Fake News, der Diffamierungen des Andersseins, des Rückzugs auf das Eigene und die Kultivierung atavistischer Sehnsüchte durchaus angebracht und erhellend.
Die Pfeile des wilden Apollo ist eine Ausstellung der Kunstsammlungen in drei Räumen der Gemäldegalerie und in der Exhibit Galerie. Aus dieser Kooperation sind auch Arbeiten von Studierenden als zeitgenössische Kommentare zu den Themen der Ausstellung entstanden.
Währenddessen wird die Sammlungspräsentation mit den Highlights der Gemäldegalerie weiterlaufen und im Sommer durch einen Schwerpunkt der romanischen Schulen ergänzt. Anlass dafür ist die Präsentation des von Martina Fleischer verfassten, 671 Seiten umfassenden Bestandskatalogs der italienischen, französischen und spanischen Malerei. Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, die soeben erschienene Publikation mit fundierten Forschungsergebnissen bis 6. Jänner 2025 zum Sonderpreis zu erwerben.
Im Herbst wird die Reihe der Inserts mit der belgischen Künstlerin Ana Torfs fortgesetzt. Mit The Day You Were Thinking About the Sibyl While You Were Picking Autumn Leaves präsentiert die Künstlerin erstmals 28 neu gewebte Tapisserien, deren thematische Recherche während der Covid-Zeit begann. Sie verweisen auf das tägliche Lesen von Nachrichten in den Zeitungen und verbinden diese mit persönlichen Reflexionen und tagebuchartigen Aphorismen zum Zustand der Welt. Die Arbeit spinnt eine lose Verbindung zu den weiblichen Stimmen der Prophezeiungen der Sibyllen, die ihre Weissagungen auf Blätter schrieben.
Nachdem wir zuletzt durch Beschattung und Umrüstung auf LED-Beleuchtung wirkliche Meilensteine in der Präsentation und dem Schutz der Exponate sowie in der Energieeffizienz erreichen konnten, werden wir zwischen August und September weitere Sanierungen an den Fenstern vornehmen, die partielle Schließungen in der Gemäldegalerie mit sich bringen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Schließlich möchte ich Sie noch einmal darauf aufmerksam machen, dass Sie nun einen großen Teil des Bestandes der Kunstsammlungen online abrufen können. Als weiterer Meilenstein in der Geschichte der Institution ist unser kulturelles Erbe nun erstmals international online zugänglich.
Bleiben Sie uns gewogen, besuchen Sie unsere Ausstellungen und nehmen Sie unsere Angebote wahr, sich vertiefend in Veranstaltungen und Workshops mit den Themen unserer Präsentationen zu beschäftigen. Wir freuen uns auf Sie!
Mit den besten Wünschen für ruhige Feiertage und Zuversicht für die kommenden Herausforderungen verbleiben wir
Ihre Sabine Folie
Direktorin
und das Team der Kunstsammlungen
Akademie der bildenden Künste Wien