Sammlung Gemäldegalerie

Auf dem dreiteiligen Tafelgemälde sind in phantastische Landschaften eingebettete, grotesk-satirische Visionen dargestellt. Auf der Mitteltafel thront oben im blauen Himmel Gott. Vom Himmel abwärts werden die Farben zunehmend dunkler, bis man zu den düsteren Szenen des Weltgerichts gelangt. Hier werden zahlreiche nackte Menschen von Dämonen und weiteren merkwürdigen Gestalten für ihre Sünden bestraft. Auf der linken Seitentafel scheint die paradiesische Welt im Garten Eden auf den ersten Blick noch in Ordnung zu sein. Bei näherer Betrachtung bemerkt man jedoch Szenen des Sündenfalls und der Vertreibung Adam und Evas aus dem Paradies. Die rechte Seitentafel ist Schauplatz weiterer zahlreicher Folterdarstellungen. Die sündigen Menschen wurden in die Hölle verdammt, wo sie auf unterschiedlichste Weisen gequält werden. Wer sich im Leben der Völlerei und Trunksucht hingegeben hat, wird hier zum Beispiel aus einem Fass abgefüllt, dessen Inhalt dem Hinterteil eines Höllenwesens entströmt. Während auf der linken Tafel die paradiesische Landschaft dominiert, wirken die mit Satire und Ironie gespickten Traumwelten der mittleren und rechten Tafel chaotisch und grotesk.
Hieronymus Bosch (um 1450-1516), Weltgerichts-Triptychon, Innenseite, zwischen 1504 und 1508 datierbar, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Den frühesten, aus dem 18. Jahrhundert stammenden Sammlungsbestand bilden die "Aufnahmewerke" der Akademiemitglieder und die "Preisstücke" der bei den Jahresausstellungen ausgezeichneten Studenten – Werke, die auch als vorbildhafter Lehrbehelf im Kunstunterricht dienten.

Auf dem hochformatigen Gemälde ist die nackte, stehende Lucretia kurz vor dem Moment ihres Selbstmords dargestellt. Sie richtet einen langen Dolch auf ihre Brust, während sie gleichzeitig mit den Fingern der linken Hand ein feines, langes, durchsichtiges Tuch hält. Dieses verläuft weiter über ihren rechten Unterarm, bis es schließlich den Boden berührt. An ihrem jungen, runden, puppenhaften Gesicht können ihr innerer Schmerz und ihre Verzweiflung abgelesen werden. Ihre orange-roten lockigen Haare sind streng nach hinten in einen Haarkranz geflochten. Das Bild wirkt aufgrund des schwarzen Hintergrunds und des lediglich kleinen Ausschnitts eines steinigen Bodens flächig.
Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553), Lucretia, 1532, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Die eigentliche Geburtsstunde der Gemäldegalerie schlägt aber erst 1822 mit der großzügigen Schenkung des Grafen Lamberg-Sprinzenstein, der seine international berühmte Gemäldesammlung der Wiener Kunstakademie vermacht. Diese ersten Bestände werden im Laufe des 19. Jahrhunderts durch staatliche Ankäufe zeitgenössischer Kunst sowie durch zahlreiche Akte aristokratischen und bürgerlichen Mäzenatentums erweitert, dazu gehören etwa die große Gruppe an Werken Heinrich Friedrich Fügers, die dessen Sohn 1878 der Akademie vermachte oder die achtundfünfzig Gemälde, die Fürst Johann II. von Liechtenstein zwischen 1879 und 1925 der Akademiegalerie schenkte. Im 20. Jahrhundert sind besonders die bedeutenden Legate von Oskar Kutschera-Woborsky, von Johanna und August Ritter von Albrecht Hönigschmied (1934 und 1937) und von Wolfgang von Wurzbach-Tannenberg (1957) zu nennen.

Auf dem hochformatigen Gemälde ist ein dramatisch-gewalttätiger Moment dargestellt, bei dem Tarquinius Lucretia mit einem Dolch droht. Lucretia versucht ihn mit ihrem linken Arm von sich wegzustoßen, Tarquinius wiederum hält ihren rechten Arm und versucht sie zu sich zu ziehen. Durch ihre Abwehr und seine gewaltsame Annäherung entsteht eine dramatische Spannung. Lucretia trägt ein weißes Kleid, das so stark verrutscht ist, dass ihre rechte Brust zur Hälfte entblößt ist. Der Hintergrund wird durch einen dunkelroten Vorhang eingenommen, wodurch der gesamte Bildraum eingeengt wirkt. Die Dramatik der Szene wird durch die Maltechnik und das Farbspiel noch verstärkt. Es gibt keine klaren Linien und weder die Figuren noch der Raum wurden besonders plastisch ausgearbeitet. Demnach wirkt das Gemälde flächig und die Pinselstriche mit ihrer Dynamik fast schon skizzenhaft.
Tizian (um 1488-1576), Tarquinius und Lucretia, zwischen 1570 und 1576 datierbar, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfährt die Sammlung bedeutende Erweiterungen, vor allem durch die großzügigen Zuwendungen des Vereins der Freunde der bildenden Künste, der sich in seinen Anfängen als Freundesverein für die Gemäldegalerie konstituiert hatte.

Auf dem querformatigen Gemälde sind die Orgel spielende heilige Cäcilia mit zwei Engeln dargestellt. Aufgrund der starken Untersicht entsteht der Eindruck, als ob man von unten auf die Szene schauen würde. Einer der Engel steht hinter der heiligen Cäcilia und hält einen Blumenkranz über ihren Kopf. Die Szene ist in Wolken eigebettet. Links im Bild steht ein kleiner Putto, der nach oben zum hinteren Teil der Orgel greift. Die Pinselstriche wirken skizzenhaft und stellenweise schimmert das Holz, auf dem das Bild gemalt wurde, hervor. Das Bild wirkt durch das flatternde voluminöse Gewand und die vielen Stofffalten sowie Wolkenformationen dynamisch.
Peter Paul Rubens (1577-1640), Die heilige Cäcilia, 1620, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Die Akademiegalerie ist ihrem Wesen nach eine veritable Pinakothek, eine Gemäldesammlung, die in ihrem Bestand Werke vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert vereint und heute fast 1600 Inventarnummern umfasst. Eine Auswahl aus rund 180 Spitzenwerken ist abwechselnd in Ausstellungen der Sammlung mit unterschiedlichen Schwerpunkten sowie in Themenausstellungen zu sehen. Sie repräsentieren im Wesentlichen die hervorragendsten Stücke der Sammlung Lamberg-Sprinzenstein. Dazu zählen vor allem Hieronymus Boschs Weltgerichts-Triptychon (permament in Aufstellung) mit seinen phantasmagorischen Visionen des Jüngsten Gerichts, die "Marienkrönung"von Dirc Bouts und Hauptwerke von Lucas Cranach d. Ä., aber ebenso Meisterstücke von Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck.

Bei dem Gemälde handelt sich um die Darstellung einer in einem Hof gruppierten Familie. Die Familienmitglieder nehmen unterschiedliche Positionen und Körperhaltungen ein. Die jüngeren stehen im Hof verteilt, während die älteren gemeinsam an einem Tisch sitzen. Die Portraitierten wirken starr und gestellt. Ihre strenge Körperhaltung spiegelt die geraden Linien der Hofwände und der Architektur im Mittel- und Hintergrund wider. Alle tragen schwarze oder graue Gewänder mit großen weißen Krägen und Kopfbedeckungen. Durch die Hoftür kann der Blick nach hinten zu einem Kirchenturm gleiten. Jeder Pinselstrich scheint durchdacht und kontrolliert zu sein, um die Perspektive, die Architektur sowie die Figuren so naturgetreu wie möglich wiedergeben zu können.
Pieter de Hooch (1629-1684), Bildnis einer Delfter Familie, gegen 1658 datierbar, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Zu den Schwerpunkten des Bestandes gehört vor allem auch die bürgerliche Malerei des holländischen 17. Jahrhunderts mit allen ihren Genres, darunter Gemälde von Rembrandt, Jacob van Ruisdael oder Pieter de Hooch. Unter den erstklassigen Werken der italienischen Schulen sind jene von Botticelli, Tizian, Giambattista Tiepolo und Francesco Guardi zu nennen. Hervorragend vertreten ist auch die Kunst an der Wiener Akademie um 1800 rund um Heinrich Friedrich Füger.

Das Gemälde zeigt eine Szene aus der römischen Antike. Der auf einem Bett liegende Germanicus nimmt das Zentrum des Bildraums ein und ist von fast zwanzig trauernden und klagenden Menschen umgeben. Sein nackter Oberkörper wird liebevoll von zwei Frauen gestützt, während er einem Feldherren in Uniform die Hand reicht. Frauen, Männer und Kinder sind um Germanicus versammelt, die mit unterschiedlichen Körperhaltungen und Mimik ihren Schmerz und ihre Trauer ausdrücken. Sie tragen antike Gewänder wie weiße, rote, blaue, ockerfarbene und bräunliche Tunikas, Togas, Stolas und römische Uniformen. Der Ort des Geschehens ist durch zwischen große Säulen gespannte Vorhänge von der restlichen Halle getrennt. Füger hat sich um eine naturgetreue Darstellung mit klaren Konturen bemüht, bei der sich die Körper deutlich voneinander abgrenzen.
Heinrich Friedrich Füger (1751-1818), Der Tod des Germanicus, 1789 datierbar, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien