Lebenslinien. Rembrandt in den Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste Wien. Eine Ausstellung zum 350. Todesjahr des Künstlers

Ausstellungdauer
Kupferstichkabinett


2019 jährt sich der Todestag des Ausnahmekünstlers Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669) zum 350. Mal. Im Jubiläumsjahr stellen Kupferstichka­binett und Gemäldegalerie der Akademie der bilden­den Künste Wien die Bildnisse des Niederländers, insbesondere seine Altersdarstellungen, in den Fokus einer Kabinettausstellung.

Rembrandts Blick auf den menschlichen Körper wich stark vom akademischen Schönheitsideal seiner Zeit ab. Wie kein anderer Künstler seiner Epoche hat er in immer neuen Variationen über Jahrzehnte hinweg den eigenen Alterungsprozess für die Nachwelt festgehalten, seine »Lebenslinien« gleichsam in die Druckplatte eingegraben.

Auch abseits der Selbstbildnisse enthält gerade sein druckgraphisches Werk überproportional viele Darstellungen, die sich mit dem Alter und seinen Folgen, wie körperlicher Gebrechlichkeit und sozialer Ausgrenzung, auseinandersetzen. In seinen Studien ungeschönter alter Gesichter und Körper, von Krüppeln und Bettler_innen zeigt sich die Kehrseite des sogenannten »Goldenen Zeitalters« der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts . Rembrandts in seiner frühen Amsterdamer Zeit gemaltes Bildnis einer unbekannten jungen Frau steht exemplarisch für ein bürgerliches Standesporträt und ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

37 von rund 170 originalen Rembrandt-Radierungen, die das Kupferstichkabinett bewahrt, werden gezeigt. Das Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien präsentiert einen gattungsübergreifenden Querschnitt, vom (Selbst)porträt über das Genrebild hin zur biblischen Historie – letztere vertreten durch Meisterwerke der Druckkunst wie das Hundertguldenblatt (um 1643 – 1649) oder Der Heilige Hieronymus in der Landschaft (1654).

Die physiognomischen und figürlichen Studien des Künstlers sind auch vor dem Hintergrund des stark ausgeprägten Interesses am Porträt zu sehen. Den bürgerlichen Sammlern im Holland des 17. Jahrhunderts dienten die im Vergleich zu Gemälden preiswerteren radierten Charakterköpfe zur Erbauung, anderen Künstlern waren sie willkommene Studienobjekte. Auch Rembrandt hat immer wieder eigene und fremde Vorlagen variiert und in anderem Kontext wiederverwendet.

Die Ausstellung zeigt anschaulich, wie Rembrandt die Druckgraphik revolutionierte. Als erster Künstler nutzte er das Medium schöpferisch, überarbeitete seine Druckplatten und experimentierte mit Schraffuren, Ätztechniken und Druckabstufungen. Auf diese Weise machte er den Prozess der Bildfindung für den Betrachter nachvollziehbar, was die bis heute anhaltende Faszination seiner teilweise überraschend »modern« wirkenden Bildsprache ausmacht.