Bosch und Pitie | Agathe Pitié: Visionen des Jüngsten Gerichts

Eröffnung
Gemäldegalerie

Im Rahmen der Ausstellungsreihe Korrespondenzen.

Begrüßung Ingeborg Erhart Vizerektorin der Akademie der bildenden Künste Wien Grußwort Jacques-Pierre Gougeon Direktor des Institut Français Einführung in die Ausstellung Klaus Speidel Kurator der Ausstellung Die Künstlerin ist anwesend. Musikalische Umrahmung Eugène Michelangeli (Clavecin), Pierre Pitzl (Basse de viole), Johannes Weiss (Tenor) und Gertraud Wimmer (Flûte traversière) aus der Abteilung »Alte Musik« an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien spielen Werke von François Couperin, Jean-Philippe Rameau, Jacques Hotteterre und André Campra. Im Anschluss laden wir Sie zu einem Umtrunk ein.

Die Ausstellungsreihe Korrespondenzen

Das Herzstück der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien ist das Triptychon mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts von Hieronymus Bosch (um 1450/55 – 1516). Der dreiteilige Altar zählt zu den weltweit bedeutendsten Kunstwerken der Zeit um 1500 und ist das zweitgrößte Werk Boschs. Das Retabel gibt bis heute Rätsel auf und ist der unbestrittene Publikumsmagnet der Sammlung.

Die Ausstellungsreihe zeigt Korrespondenzen zwischen dem Werk des niederländischen Malers und dem anderer Künstler_innen auf und setzt in regelmäßiger Folge Kunstwerke zu seinem Weltgerichts-Triptychon in Beziehung. Es werden überraschende Verbindungen zwischen unterschiedlichen Medien und Künstler_innen sichtbar, die Perspektive auf Bosch wechselt. In der Gegenüberstellung mit Arbeiten anderer Künstler_innen – seien es Gemälde, Graphiken, Skulpturen, Videoarbeiten oder Photographien – können die Betrachter_innen immer wieder neue Facetten von Boschs Meisterwerk entdecken.

Agathe Pitié: Visionen des Jüngsten Gerichts

Das Herzstück der Ausstellung von Agathe Pitié in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien ist eine 200 x 280 cm große Zeichnung, die Pitié in monatelanger Arbeit als Neuinterpretation des Themas »Das Jüngste Gericht« entwickelt hat. Darin treffen nicht nur unterschiedliche Bildtraditionen aufeinander, sondern auch zahlreiche Wien- und Bosch-Bezüge tauchen auf. Neben Bosch-Monstern werden Kunstaffine VALIE EXPORT mit Aktionshose, Günter Brus beim Wiener Spaziergang oder Hermann Nitsch als angeschlagenen Zeremonienmeister entdecken. Eher klassisch Gebildete erkennen vielleicht den Heiligen Bartholomäus, der in Erinnerung an sein Martyrium seine abgezogene Haut in Händen hält, oder identifizieren den Mann, der seinen Kopf nicht auf den Schultern trägt, als Dionysius von Paris, der nach seiner Enthauptung selbst zu seinem Grab gegangen sein soll – mit seinem Kopf unter dem Arm. Aber auch ohne Heiligenlegenden erschließen sich viele Motive. Serien-Fans erkennen vielleicht Aktualitätsverweise wie Baby Shark, die Helden von The Good Place oder Luci , den schwarzen Dämon aus Disenchantment von Netflix. Wenn Pitié das Steuerparadies Kaimaninseln in ihre Zeichnung aufnimmt, ergänzt sie nicht nur die Ikonographie des Paradieses augenzwinkernd um ein aktuelles Element, sondern prangert auch eine Ungerechtigkeit an, die viele Menschen am Anfang des 21. Jahrhunderts bewegt. Durch Gegenwartsbezüge dieser Art werden Pitiés Zeichnungen zu Anthologien der Populärkultur zum Zeitpunkt ihres Entstehens.

Indem die Künstlerin ohne Scheu und voller Bildwitz Figuren und Szenen verknüpft, bringt sie traditionelle Hierarchien durcheinander und lädt zum Austausch über soziale und kulturelle Grenzen hinweg ein. Denn ihre vielschichten Werke erschließen sich besonders gut, wenn Menschen mit verschiedenen Interessen, Kulturen und Kenntnissen sie gemeinsam erforschen und interpretieren. (Klaus Speidel)

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog Bosch & Pitié. Agathe Pitié: Visionen des Jüngsten Gerichts ,  Deutsch und Englisch, 104 Seiten, herausgegeben von Julia M. Nauhaus.